25.08.1929 bis 04.09.2021 - Pfarrgemeinde "Mariä Himmelfahrt" Güstrow
ab 05.09.2021 - Teil der Mecklenburger Pfarrei "Heilige Familie"
Ein " Kirchenrundgang durch Raum und Zeit "
" Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden... "
Wer von der Grünen Straße aus den Kirchplatz betritt, schaut zugleich auf die Frontseite der Kirche mit dem mächtigen Rundbogenfenster über dem Eingang.
Entsprechend den damals zur Verfügung stehenden Mitteln war der Bau des Güstrower Gotteshauses in schlichter Einfachheit in Material und Formen,
moderner Gestaltung und abgewogenem sakralen Charakter errichtet worden.
. Alte und Aktuelle Ansichten der Kirche
Auf der rechten Seite der stattlichen Front in heimischem Backstein , neben dem Rundbogenfenster befindet sich eine Bronzefigur der zum Himmel auffahrenden Gottesmutter Maria , der Patronin dieser Kirche.
. Ansichten der Bronzefigur an der Außenwand der Kirche
Die Bronzeplastik ist, wie auch das erste Gemeindehaus, von dem Güstrower Kaplan Bernhard Leffers, dem späteren Pastor von Warnemünde 1938 gestiftet worden und befindet sich daher erst seit dem 15. August 1938 dort.
Laut Eintrag in der Chronik der Katholischen Kirche wurde sie in der Württembergischen Metallwarenfabrik 1938 gegossen , ist 2½ m hoch, ca. 4 Zentner schwer und wurde 1938 nach einem Entwurf Ludwig Noldes (* 1888 - † 1958) gefertigt .
. Ansicht von Noldes Modellentwurf (links) und einem weiteren, älteren Entwurf
Es ist interessanterweise jedoch kein Bronzeguss, sondern eine Hohlgalvanoplastik. In den Unterlagen der Güstrower Gemeinde gibt es ein kleines Foto, das den Entwurf dieser Plastik zeigt. Auf der Rückseite ist es mit "Nolde, Osnabrück" signiert. Außerdem scheint es dem Stempel nach, aus der Zeit des 23. Juni 1937 zu stammen.
Außerdem gibt es noch eine ältere Entwurfszeichnung in einer anderen Variante - mit einer gekrönten Muttergottes und Jesuskind auf dem Arm.
Beim Betreten der Kirche umfängt den Besucher sogleich eine beindruckende Atmosphäre des Raumes und durch die geschickte Lichtführung wird diese Stimmung noch verstärkt. Nur zwei natürliche Lichtquellen erhellen den Kirchenraum, die Altarfenster zu beiden Seiten des Chores vorne , sowie die zwei kleinen Fenster unter der Empore und das große Fenster über dem Eingang im hinteren Teil.
Die Fenster der Frontseite wurden im Jahr 2013 zusammen mit dem Mauerwerk des Giebels komplett saniert und möglichst Originalgetreu erneuert.
Ansichten im Außenbereich der Kirche
Innenansichten der Fenster im Emporebereich
Der Engel Gabriel war von Gott gesandt in eine Stadt, mit Namen Nazareth, zur Jungfrau Maria. Betrachte den Engel, den du am Tabernakel erkennst, er bringt die erhabenste Botschaft, die je von Gott an die Menschen gelangt ist. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns Wohnung genommen: gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade! Diese Worte des "englischen Grußes" aus dem Evangelium nach Lukas künden von der Menschwerdung Gottes und der Mutterschaft Marias und ihre Begegnung mit dem Engel ist auf den Tabernakeltüren dargestellt.
Ansichten vom Tabernakel
Bei sonnigem Wetter, Vormittags oder am späten Nachmittag, ist die Betrachtung des Lichtgefluteten Kirchenraumes besonders schön.
. Ansichten der Fenster im Chorraum
Nicht ganz eindeutig ist, ob die Bemühungen des Güstrower Künstlers Ernst Barlach zu diesen Fenstern wirklich zum Erfolg führten. In einem Brief vom 23. Juli 1928 machte Ernst Barlach zumindest den Schwager von Marga Böhmer [seiner späteren Lebensgefährtin], Karl Muggly (* 1884 - † 1957), Maler und Professor für Glasmalerei und Kirchenfenster an der Kunstgewerbeschule Bielefeld, auf den geplanten Bau der Güstrower Kirche aufmerksam.
Ob sich Karl Muggly dann mit den Architekten Korff und Berger über die Anfertigung farblich-struktureller Entwürfe für die Fenster der neuen Kirche einigen konnte ist leider nicht per Dokument nachweisbar. Archiveinträge der 1912 von Otto Peters in Paderborn gegründeten "Westfälischen Kunstanstalt für Glasmalerei und Kunstverglasung" in Paderborn und die Ähnlichkeit in der Auswahl der Farben, ihrer Art und Strukturierung im Vergleich zu seinen vor dem 21. März 1929 angefertigten zwei Fenstern in der Nordhalle des Güstrower Domes, lassen es aber als ziemlich sicher erscheinen.
Ein großes und imposantes, zehn Meter hohes Gewölbe und ein formvollendet aufsteigender hoher Bogen ziehen das Auge zum Chor und zu dem schlichten, nur in Umrißlinien angebrachten vergoldeten Kreuz an der Stirnwand über dem Tabernakel.
. Ansichten des Altarraumes im Laufe der Zeit
Der warme Ton des rotbraunen Ziegelmaterials gibt den Flächen reiches Leben, zumal im wechselnden reizvollen Spiel des Sonnenlichtes zu den verschiedenen Tageszeiten. Die durch Nischen aufgelockerten Seitenwände mit dem Kreuzweg tragen das spitzbogenförmige Gewölbe im Lamellensystem , das wiederum durch die rautenförmige Anordnung der in Naturfarbe gehaltenen hölzernen Stützen geprägt wird.
. Ansichten der Dachkonstruktion und ihrer Befestigungen
Friedrich Zollinger (* 1880 - † 1945) entwickelte das Prinzip des Rauten-Lamellendach`s aus dem gewölbten Bohlenbinderdach mit parallelen Sparren, welche jeweils aus zwei geschweiften, versetzt angeordneten Brettern miteinander verleimt waren. Am 14. Oktober 1921 meldete er seine Dachkonstruktion aus Brettlamellen zur Patentierung an (ausgegeben am 28. Dezember 1923). In der Patentschrift " Raumabschließende, ebene oder gekrümmte Bauteile " wird sowohl die Ausbildung gerader Dachflächen aus geraden Brettern als auch die Konstruktion der gewölbten Dachhaut aus gekrümmten Brettern dargelegt .
Die Ausstattung des katholischen Gotteshauses fügt sich schlicht in die Geschlossenheit der Räume ein. Der einstige Hochaltar aus Kunststein mit dem Tabernakel und dem bogenförmigen Bereich mit dem Christkönigskreuz darüber, ist in einfachsten Formen gehalten.
Gemäß den Möglichkeiten und Forderungen der erneuerten Liturgie, die vom II. Vatikanischen Konzil eingeleitet wurde, ist 1969 begonnen worden den Altar dahingehend umzugestalten. Der Altar ist von seinem erhöhten Stand an der Rückwand des Chorraumes abgetrennt, nach vorne versetzt worden und erhielt so die heutige Form. Die ehemaligen drei Altarstufen wurden auf eine durchgehende Stufe zum Tabernakel reduziert.
In die durch die Trennung entstandene Wandlücke am Hochaltar wurde ein schmiedeeisernes Gitter eingefügt , das ursprünglich die Mitte der Kommunionbank als Doppeltür verschloß.
Es zeigt die bildhafte Darstellung des Altarsakramentes: eine Kornähre und Weinrebe, den Abendmahlskelch und die Hostie, sowie die Taube als Sinnbild des Heiligen Geistes. Zwei anbetende Engelsgestalten weisen zur Mitte, zum Christuszeichen hin. Das Gitter ist ein Werk des heimischen Kunstschmiedemeisters Friedrich Gielow, der auch die bleiverglasten Fenster der rechten Sakristei zum Chorraum mit Taufsymbolen fertigte.
In Folge der Liturgiereform der 70er Jahre kam es - wenn auch recht spät - zu einer Wiederbelebung des Ambos [Lesepult] mit der Empfehlung diesem einen gesonderten Ort zu geben. Für die Lesungen aus der Heiligen Schrift sollte ein seperater Ort die hohe Bedeutung des Wortes Gottes deutlich machen. Zu diesem Zweck wurden 2011 die noch vorhandenen Kommunionbänke am Fuße des Chorraumes entfernt und in neugebaute Podeste - je eines links und rechts - in die Stufen integriert. Auf ihnen kamen zwei Ambonen die sich so gut in den Chorraum einfügen .
. Ansichten der Ambonen ab 2011
Das linke Ambo besitzt zusätzlich einen Bronzeguss einer von Hans Naczenski geschaffenen Figur des "Auferstandenen Christus".
. Alte und neue Ansichten des Tabernakels
Im Tabernakel oder Hostienschrein ist Christus für die Katholiken ständig gegenwärtig. Als Zeichen dafür brennt in jeder katholischen Kirche in seiner Nähe ständig ein sogenanntes "Ewiges Licht" .
Auf den älteren, ursprünglich roten Tabernakeltüren befanden sich früher goldene Darstellungen von einer Kornähre und Weinrebe, sowie die Zeichen Alpha und Omega. Die heutigen, von Hans Heinrich Josef Schmitz geschaffenen, zeigen seit dem 9. Dezember 1965 vergoldet und plastisch dargestellt "Mariä Verkündigung" - In Annuntiatione Beatæ Mariæ Virginis. Auch als Verkündigung des Herrn - Annuntiatio Domini bekannt, stellt diese Szene den Engel Gabriel dar, der Maria unter der Taube des Heiligen Geistes die Botschaft von der Menschwerdung Gottes bringt (englischer Gruß). "... Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. ... Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. ..."
"Es gilt mir, die Seele zu bannen, aus Blöcken zu meißeln, feierlich-sakral. Niemals vergessend, was andere vergessen, dass heilig auch menschlich stets war",
charakterisierte Ludwig Nolde einst die eigenen Werke und vor allem die Absicht, die er mit ihnen verfolgte .
Zu beiden Seiten vor dem Chorraum befinden sich Nebenaltäre, links der Marien- und rechts der Josephsaltar, die beide aus Backstein ausgeführt wurden. Die ihnen den Namen gebenden Statuen wurden seinerzeit der Notkirche von der Mutterpfarrei Rostock geschenkt .
. Ansichten der Nebenaltäre mit den Nolde Statuen aus der Zeit vor 1950
Nach dieser Zeit wurden die Gesichter der Figurengruppe mehrfach übermalt.
Im Laufe der Zeit haben die Figuren aus Lindenholz mit einem Überzug aus bermaltem Kreidegrund,
aber auch aufgrund der Temperaturschwankungen stark gelitten.
Sie bekamen Risse und Farbabplatzungen, sowie eine "Patina" aus dem Kerzenruss und Ausdünstungen der vergangenen Jahrzehnte.
Nach der Restauaration Gründonnerstag dem 18. April 2019
. Nach der Marienfigur kam 2020 auch die Josefstatue dran.
Die Restaurierung übernahm wieder die Diplom Restauratorin Annett Biefeld-Brommont aus Neustrelitz.
Die Heiligenscheine wurden beide von mir gereinigt und neu vergoldet.
Nach der Restauaration am Josefstag dem 19. März 2020
Der Unterschied zum alten Zustand der Figuren,
die Feinheit der Gesichter und Gliedmaßen gegenüber vorher ist schon beachtlich.
Wie aus den Entwürfen von Korff und Berger vom Dezember 1928 ersichtlich ist, war das ursprünglich anders geplant.
. Ansicht mit Kanzelfenster, Kanzel und Entwurf der Nebenaltäre
Die Kommunionbank war außer an den Seiten durchgehend und noch ohne Türgitter in der Mitte und die heutige rechte Sakristei war als Taufkapelle mit einem Taufbecken geplant gewesen. Daran erinnert heute nur noch das bleiverglaste Tauffenster mit Blick in den Chorraum. Aus der Taufkapelle heraus sollte es auch ein Kanzelfenster zum Kirchenraum geben. Dieses war über mehrere Stufen aus der Kapelle zu erreichen.
. Ansichten der Kanzel und der Tauffenster der rechten Sakristei
Mit der Errichtung der Nebenaltäre wurde dieses jedoch hinfällig und es musste ein anderer Platz für die Kanzel gefunden werden. Sie kam dann links, kurz vor dem Grundstein, in den Kirchenraum und fügte sich so Formschön und praktisch ein.
Aus den mittelalterlichen Chorschranken, den sogenannten "cancelli" entwickelt, befindet sie sich oft auf der linken Seite - der Seite des Herzens - denn zu diesem soll das Wort Gottes (durch den Mund des Predigers) gelangen.
Das auf ihr befindliche bronzene Kreuz befand sich ursprünglich über dem Tabernakel der Kirche, wurde aber nach kurzer Zeit bereits durch das aktuelle Christkönigskreuz ersetzt.
1929 hatte die Kirche noch nicht so viele feststehende Bänke, und deshalb konnte man sich den Platz wählen, der vom Hall und vom Sehen her am günstigsten war. Problematisch wurde es erst, als im gesamten Kirchenraum feste Bankreihen eingebaut wurden. Wer nun in den vorderen Kirchenbänken saß, hatte den Prediger dann im Rücken.
. Ansichten der Kreuze von Kanzel und Hochaltar
Als Werke moderner Holzschnitzkunst erhielt die Kirche später (nach 1946) die unten im Eingang links stehende Plastik des Hl. Bruders Konrad von Parzham und das am rechten Pfeiler angebrachte Bild des Antonius von Padua, beides Werke des Berliner Professors Paul Dierkes (* 1907 - † 1968), der ein enger Freund des damaligen Pfarrers, des Dechanten August Niemeyers war (Dierkes stammt wie Niemeyer aus Westfalen).
Ansichten der Figurengruppe mit dem Heiligen Konrad hinten links in der Kirche
Leider wurde die Figurengruppe nach der Sanierung des Giebels 2014 nicht wieder in der ursprünglichen Stellung (Bilder links) aufgestellt. Das nimmt ihr jedoch die eigentliche Bedeutung, denn Konrad erweckt nun den Eindruck sich von den Kindern ab- und nicht wie geplant, zuzuwenden. Und auch die Kinder wirken nun etwas gelangweilt und "lustlos".
. Ansichten des Hl. Antonius von Padua, der Hl. Beatrix und Johannes des Täufers
Auf dem Deckel des Taufbeckens befindet sich noch eine kleine Figur von Johannes dem Täufer mit einem Lamm auf dem linken Arm (Künstler unbekannt).
Die rechte Pfeilerfigur schuf der Altpastor Hans Naczenski (* 1925 - † 2007). Sie stellt die heilige Beatrix dar, deren Reliquie zusammen mit denen ihrer Brüder Simplizius und Faustinus im Hauptaltar der Kirche geborgen sind, desweiteren auch Reliquien von den Märtyrern der thebäischen Legion.
Die Reliquie vom hl. Bruder Konrad bekam die Kirche am 29. September 1944 geschenkt. Die beiden Kapuzinerpatres Bauer und Wolfgruber bedankten sich damit für die freundliche Aufnahme, als sie aus der Kriegsgefangenschaft kamen und hier eine Zeitlang zur Erholung in der Pfarrgemeinde pausierten .
Zum besseren Verständnis der Reliquienverehrung scheint mir hier eine Bemerkung angebracht. Reliquien - " Bruchstücke aus den Körpern von verehrungswürdigen Seligen und Heiligen " befinden sich meistens in einem versiegelten und beschrifteten Behälter. Es sind aber nicht nur Überreste von Heiligenleibern, sondern auch Gegenstände, derer sich die Heiligen während ihres Lebens bedient haben.
Die Verehrung der Reliquien entsprang einem natürlichen Bedürfnis des Menschen, dem Respekt und der Ehrfurcht vor der Person des Verehrten. Der mittelalterliche Mensch verstand sich viel weniger als Individuum, als wir heute, sondern viel mehr als Teil einer ganzen, größeren göttlichen Ordnung. Dieser Ordnung, und damit der Gemeinschaft zu dienen gab ihm Sicherheit, weil er sich an seinem, ihm von Gott zugeordneten Platz befand. Die Harmonie mit der bestehenden göttlichen Ordnung wurde als die eigentliche Freiheit betrachtet. Die für uns heute so wichtige Frage nach der persönlichen Freiheit war, außer bei extremer Unterdrückung oder Ausbeutung, keine wesentliche Frage.
Das starke Verlangen nach Reliquien verleitete zu gewissen Zeiten auch zum Mißbrauch und betrügerischer Beschaffung. Es ist daher auch oftmals so, das ein Großteil dieser Reliquien nicht wirklich das ist, was ihre Urkunde verspricht, so viele Knochen können einige Heilige gar nicht gehabt haben, vielfach handelt es sich um die Gebeine von unbekannten Christen aus den Katakomben Roms) aber das spielt auch keine wesentliche Rolle. Die katholische Kirche hat dies stets abgelehnt und sie hat zuletzt im Konzil von Trient (1545-63) strenge Vorschriften über die Reliquienverehrung erlassen. So dürfen z.B. nur von der kirchlichen Autorität geprüfte und anerkannte, durch Urkunden beglaubigte Reliquien verehrt werden.
Natürlich waren und sind die konkreten Formen solcher Verehrung sehr dem Zeitgeschmack unterworfen, brauchen daher auch nicht jedem Menschen zuzusagen, aber sie können immer noch ein Weg sein, um Gebetshilfe zu bitten und sich mit ihrer Fürsprache bei Gott verbunden zu wissen.
. Konradreliquiear und Reliquienbeschreibungen
Zur Thebäischen Legion ist dabei folgende Geschichte überliefert: Ende des dritten Jahrhunderts befahl der römische Kaiser Diokletian die Versetzung einer der drei ägyptischen Legionen, unter dem Oberbefehl des Mauritius nach Westeuropa. Sie sollten die Verteidigungslinie, die sich von hier von Ligurien über die Alpen durch das Wallis und von dort längs der Aare und dem Rhein bis Nordwestdeutschland erstreckte, unterstützen. Unter anderem sollte sie auch dazu beitragen, den Aufstand der Bagauden im Südosten Frankreichs zu unterdrücken.
Auf ihrem Zug aus dem Orient, der Thebais in Oberägypten, daher auch der Name Thebäische Legion, wurden sie durch den Bischof von Jerusalem getauft. In Octodurum (heute Martigny) angelangt, hielten sie sich abseits und schlugen ihr Lager in Agaunum auf. So entzogen sie sich der Teilnahme an den Götzenopfern, lehnten es kategorisch ab, die römischen Götter zu verehren und ihnen, gemäß den damaligen Zeremonien, Opfer darzubringen und weigerten sich schließlich auch im Zuge der allgemeinen Christenverfolgung gegen ihre christlichen Glaubensgenossen in der Gegend um Agaunum vorzugehen. Dies wurde von Kaiser Maximian, Mitregent Diokletians im Westen, aber als Meuterei betrachtet, worauf er die Folterung der Legionäre und die "übliche Bestrafung" der Legion befahl. Übliche Bestrafung bedeutete: die Dezimierung der Legion, d.h. Hinrichtung jedes Zehnten Mitgliedes .
Trotzdem hielten die Thebäer an ihrem Glauben und ihrer tiefsten christlichen Überzeugung fest. Folglich befahl Kaiser Maximian die Intensivierung der Folterung und die wiederholte Dezimierung der Verbliebenen bis sie sich der Verehrung der römischen Götter fügen sollten. Da aber keiner der Thebäer von seinem Glauben abließ, breitete sich dieses Martern und Morden rasch über alle Lager, wo sich Kohorten der thebäischen Legion befanden, aus. Dies wurde so lange fortgesetzt bis die ganze Legion die "Krone des Martyriums" erlangte.
Auf ihre Standhaftigkeit hatte am meisten ihr Anführer Mauritius und neben diesem der Feldzeichenträger Exuperius und der Kriegssenator Kandidus eingewirkt. Diese sind auch die einzigen namentlich aufgeführten Märtyrer von Agaunum .
Am 1. März 1930 erteilte Bischof Berning dem Pfarrer Heinrich Hemesaat die Vollmacht, in der neuen Marienkirche einen Kreuzweg zu errichten und einzuweihen. Frau Konsul Wölting hatte diesen Kreuzweg - eine Reproduktion des von Beuroner Benediktinern in einer Stuttgarter Kirche gemalten Kreuzwegs - schon für die Notkirche gestiftet .
Der sogenannte "Heilige Kreuzweg von Stuttgart" mit seinen 14 Stationen wurde 1888 von der Beuroner Kunstschule in großen Wandbildern für die Kirche Mariä Heimsuchung angefertigt und 1891 als Kunstmappe veröffentlicht. Diese Ansichten befanden sich von 1930 bis 1961 auch in der Güstrower Kirche.
Im zweiten Weltkrieg wurde die Stuttgarter Marienkirche durch Bombenangriffe 1943 zerstört und mit ihr auch der Kreuzweg. Nur das Mittelbild der ersten Station mit der Tympanonartigen Ecce homo Darstellung "Oblatus est quia ipse voluit" ist erhalten geblieben.
. Ansichten einiger Stationen des alten Kreuzweges
In der St. Joseph Kirche in Berlin Wedding befindet sich jedoch noch heute eine weitgehend identische Kopie des großen Originals von Stuttgart.
Dieser erste Kreuzweg wurde dann in der Fastenzeit 1961 durch eine Reproduktion des 1935 von dem Osnabrücker Künstler Walter Mellmann (* 1910 - † 2001) geschaffenen ersetzt . Eingeweiht wurde er am 7. März 1962 durch Dr. Bernhard Schräder, den Osnabrücker Weihbischof mit Sitz in Schwerin.
. Die vierzehn Kreuzwegstationen von Walter Mellmann
Der Kreuzweg mit seinen 14. Stationen im Original als Holzschnitt hat in verschiedenen Variationen Anwendung gefunden und ist so in zahlreichen Kirchen zu finden . Die Eigenart des Bildhauers und Graphikers Mellmann liegt in der - manchmal kantig und hart scheinenden Darstellung - die jedoch seine ausgesprochen geistigen, innerlichen Auffassungen und seelischen Werte kraftvoll wiedergeben.
Aus einer anderen Stilepoche stammt der Taufstein aus belgischem Marmor mit der kleinen holzgeschnitzten Figur von Johannes dem Täufer, ein Geschenk aus Essen nach der Kirchweihe . Das Johannes der Täufer oftmals ein Taufbecken ziert oder mit Wasser und Brunnen in Verbindung gebracht wird, beruht auf der großen Verehrung, die ihm vor allem am Johannestag entgegengebracht wird. Jesus sagte einmal über ihn: " Unter den von der Frau Geborenen ist kein Größerer aufgestanden als Johannes der Täufer. " . Auf diesem großen Wort beruht auch seine starke Verehrung.
Bei dem Naturstein des Taufbeckens handelt es sich um einen Marmor der in Belgien abgebaut wird und als Belgisch Granit bezeichnet wird.
Die auf Blech gemalte Ikone "Unsere liebe Frau von der immerwährenden Hilfe" in der Kirche hinten links ist eine Kopie der ursprünglich in der römischen Kirche des hl. Apostels Matthäus (sie lag zwischen der Basilika St. Maria Maggiore und der Lateranbasilika) befindlichen Ikone aus dem 14. Jahrhundert. Im Laufe der Zeit hat diese Ikone viele Namen bekommen: "Jungfrau der Passion", "Die Goldene Madonna", "Mutter der Heimstätten der Katholiken" oder "Mutter von der Immerwährenden Hilfe". Das ist auch der Name, unter der - gemäß dem Wunsch von Papst Pius IX. - sie dann bekannt gemacht wurde .
Die Ikone stellt Maria mit dem Jesuskind inmitten zweier Engeln dar. Die griechischen Buchstaben über ihren Köpfen geben abgekürzt die Namen von Jesus, der Muttergottes, der Erzengel Gabriel und Michael wieder. Statt Harfen oder Trompeten tragen sie die Leidenswerkzeuge (ein Gefäß mit Galle, Lanze und Rohrstängel, sowie das Kreuz und die vier Nägel).
Im byzantinischen Stil der Ostkirche gemalt, ist nicht die Darstellung einer schönen Landschaft oder Person sondern die Übermittlung einer spirituellen Botschaft Absicht. Das Bild ist daher wie ein Tor, nett anzusehen, aber wer möchte nur dastehen und auf das Tor schauen? Wir möchten es öffnen und hindurchgehen, und ES will uns in eine neue Welt führen.
Am 29. November 2015 erfolgte in einem Festgottesdienst mit dem Weihbischof Norbert Werbs die Einweihung dieser Ikone des Seligen Niels Stensen. 329 Jahre nach seinem Tod am 25. November 1686 in Schwerin wird damit seiner auch hier in der Kirche gedacht.
Die Ikone wurde 2015 von der Ikonenschreiberin Ursula Räke aus Altenmedingen geschaffen .
Niels Stensen war ein dänischer Arzt, wegweisender Anatom und Naturforscher der 1675 katholischer Priester in Florenz am Hof der Medici wurde. Im Jahr 1677 wurde er Apostolischer Vikar des Nordens in Hannover (1684 in Hamburg), war von 1680-83 als Weihbischof in Münster und zuletzt 1685 Bischof in Schwerin. Dort gründete er die vom Hof unabhängige, katholische Gemeinde und wirkte als einfacher Seelsorger. Sein asketisches Leben in Lauterkeit und sein vorbildliches Wirken als Priester fand hohe Anerkennung, auch über Konfessionsgrenzen hinweg.
Sein Leichnam wurde auf Wunsch des toskanischen Großherzogs Cosimo III. de’ Medici nach Florenz überführt und befindet sich dort in der "Cappelle Medicee" - der Grabkapelle der Medici hinter der Basilica di San Lorenzo.
Papst Johannes Paul II. hatte Niels Stensen am 23. Oktober 1988 seliggesprochen - sein kirchlicher Gedenktag ist jedoch der 25. November.
Seit dem Bau der Katholischen Kirche wurde die Beichte mittels zweier Beichtstühle - je einer hinten links und rechts - gespendet. Dies änderte sich erst im Jahr 2001, von da an wurde sie in der rechten Sakristei vorne am Altarraum gespendet. Auch Beichtgespräche waren dadurch möglich geworden.
. Entwicklung vom Beichstuhl zum eigenen Beichtraum
Diese Variante bereitete aber aufgrund der Treppen vor allem älteren Menschen einige Schwierigkeiten. Daher wurde mit Hilfe des Deutschen Bonifatiuswerkes und des Erzbistums Hamburg im Zuge der Kirchensanierung 2008/09 ein neuer Beichtraumanbau hinten links errichtet.
Die dabei neugeschaffenen Fenster des Beichtraumes an der Nord-Westseite der Kirche bestehen aus einem Doppelfenster mit Nord-West-Ausrichtung und zwei Lichtbändern, von denen eines nach Nord-Osten und das andere nach Süd-Westen weist.
Bei ihrer Gestaltung legte die Gemeinde sehr viel Wert auf den Bezug zur Raumnutzung und den Kontex zu den anderen Kirchenfenstern. Die vorherrschenden Farben dieser Kathedralgläser sind daher ebenfalls gelb bis violett in verschiedenen Abstufungen.
Angefertigt wurden die Fenster von der Glaserei Reincke aus Rukieten .
Von Beginn an wurde in der Kirche entweder auf einem Harmonium oder später einer elektrischen Orgel gespielt. Bereits in der Barackenkirche in der Grünen Straße befand sich am Eingang (links vom Windfang) ein Harmonium, "dessen Luftbalg beim Spielen immer laut und unüberhörbar "quietschte". Bespielt wurde dieses Instrument in der Woche von Schwester Christel, am Sonntag von Herrn Braun. Dieser war zwar nicht katholisch, aber von dem ersten Pastor Hemesaat dafür "geworben" worden. Da er in der Nacht vorher noch in einem Lokal zum Tanz aufgespielt hatte, war er morgens in der Kirche manchmal etwas müde und verbreitete oft einen leichten "Bierdunst". Während der Predigt ging er immer nach draußen, um frische Luft zu "tanken". Er spielte auch noch in der neuen Kirche auf einem größeren Harmonium, das er wohl selbst beschafft hatte, bis er aus Altersgründen diese Tätigkeit aufgab. Allerdings kam es ab und zu auch vor, dass er beim freien Spiel plötzlich von der Choralform in eine Tanzmelodie geriet, zum Erstaunen aller Anwesenden; aber ermerkte es selbst immer sehr schnell " .
Am 18. Mai 1987 nimmt dann ein jahrelanger Traum und Wunsch der Gemeinde Gestalt an: die erste Orgel kommt nach zehnjähriger Wartezeit - zerlegt und verpackt in großen Kisten von der Orgelbaufirma Rudolf Böhm aus Gotha.
Die Monteure waren gleich mit angereist, um sie sachgerecht zu entladen und mit dem Aufbau des Instrumentes zu beginnen. In vier Wochen "stand" zwar die "Königin" der Instrumente auf der Empore, aber erst nach wochenlanger Stimmarbeit konnte sie am 1. Oktober der Gemeinde die "Flötentöne" beibringen.
. Ansichten vom Entwurf bis zur fertigen Orgel
Nun konnte der Kirchenraum mit den 16 klingenden Registern und insgesamt 1304 Pfeifen geradezu musikalisch überflutet werden.
Organistinnen und Organisten in all den Jahren waren u.a. Bernhard Braun, Sr. Christel, Ingeborg Winokuroff, Sr. M. Ehrentrud, Frl. Mach, Sr. M. Julitta, und Sr. Oswalda und die noch heute ehrenamtlich tätigen Organistinnen.
Einen eigenen Kirchenchor hatte die Gemeinde bereits seit 1922 (älter als die Kirche selbst). Er wurde anfangs von Herrn Berger und Frau Bresch geleitet. Zum Kirchweihfest 1929 standen Stücke wie das "Ave Maria" von Gounod, "Die Allmacht" und "Abendrot" von Schubert oder die "Mignon-Fantasie" von Thomas auf ihrem Programm. Einzeldarbietungen wie das Preislied aus "Die Meistersinger" von Wagner, den "Psalm 95", ein Duett von Mendelssohn oder "Jauchze, mein Herz" von Öser rundeten das Festprogramm musikalisch ab.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Chor dann 1947 von Hans Pfleger neu aufgebaut und im Laufe der Zeit u.a. von Herrn Dörfler, Frau Klingebiel, Herr Senge und Buron, Frl. Kowalewski, Adeline Frey etc. geleitet.
" Eine Stadt ohne Glocken ist wie ein Blinder ohne Stock "
Es gab einmal eine Zeit, da bestimmte der Glockenklang den Tagesablauf der Menschen. Das Früh, Mittags und Abendläuten weckte die Schläfer, rief zum Mahl und bestimmte die Nachtruhe. Sie läuteten zur Taufe eines neuen Erdenbürgers, zur Hochzeit, aber auch zum Tod eines Menschen. So waren Glocken über Jahrhunderte hinweg weit mehr als nur Instrumente der Einteilung des Tages in Arbeits- und Ruhephasen oder die Darstellung von gesellschaftlichen Ereignissen. Sie gaben vielmehr auch religiöse Orientierung in Zeit und Raum.
Die "Glockomanie" steigerte sich auch zunehmend, so das sie nicht nur zu kirchlichen sondern auch zu weltlichen Ereignissen läuteten. Davon zeugen noch heute viele Rathäuser , deren Giebel ein Türmchen mit einem Glöckchen ziert und zahlreiche Uhren mit Glockenspiel.
Die Zeiten, in denen die Glocken verstummten - zum Beispiel in den Religionskämpfen des dreißigjährigen Krieges, in den glaubensfeindlichen Unruhen der französichen Revolution oder während der Weltkriege des 20. Jahrhunderts - , waren daher auch stets unheilvolle Zeiten, in denen die Menschen emotional entwurzelt waren.
In der veränderten Geräuschekulisse des heutigen Alltags, der von Verkehrs- und Maschinenlärm geprägt ist, und im veränderten Lebensrhythmus der Menschen, verlieren sie jedoch ihren alten Zauber. In dem Maße, in dem das Geläut zu einem ärgerlichen und ruhestörenden Signal am Sonntag morgen reduziert wird, dessen Symbolik im täglichen Läuten nicht mehr jedem geläufig ist, erscheint der Ruf vom Kirchturm manchem Menschen so einfach nur noch als eine tönende Belästigung.
Heute wird an katholischen Kirchen je nach Größe und Bedeutung des Gotteshauses 5 bis 10 Minuten vor Gottesdienstbeginn mit einer kurzen Pause bis zu selbigem und zum Angelus (Engel des Herrn am Mittag und Abend) geläutet. Zu besonderen Festtagen und Gelegenheiten (z.B. Beerdigungen) kann sich dieses Läuten aber auch auf andere Zeiten ausdehnen.
Ein "Glockenschweigen" gibt es hingegen in der liturgischen Zeit des Todes Jesu am Kreuz - am Karfreitag.
Ernst Barlach schrieb 1908 in seinem ersten Brief aus Güstrow:
" Die Türme von Güstrow, glockentonweit entfernt, winken mit der Gebärde alter Bauten ... "
Die Geschichte der ersten Glocke der katholischen Kirche beginnt 1914 mit der Errichtung der Kirchenbaracke im Kriegsgefangenenlager auf der Großen Bockhorst. Das Mannschaftslager des IX. Armeekorps hatte u.a. eine katholische Barackenkirche mit einem von den Gefangenen selbst errichteten Glockentürmchen, für das der Bonifatius-Verein eine Glocke leihweise zur Verfügung gestellt hatte.
Ein Hinweis auf Hersteller und Alter befindet sich außen an der Glocke - B.V.G. 1914 . Im Inneren befindet sich die Guss-Nummer des Herstellers - 3851.
Nach Kriegsende wurde im September 1919 die nun ausgediente Wachbaracke des ehemaligen Gefangenenlagers (nicht die Kirchenbaracke, diese war zu baufällig) von der katholischen Gemeinde gekauft und in der Grünen Straße wieder aufgebaut. Unter Verwendung der Inneneinrichtung der Kirchenbaracke des Lagers und des Glockentürmchens wurde sie durch die Mitarbeit aller Gemeindemitglieder so rechtzeitig aufgerichtet, dass der erste Gottesdienst in einer eigenen Kirche, auch wenn es nur eine Baracke war, am 25. Dezember 1919, dem ersten Weihnachtstag, gehalten werden konnte.
Über dem Windfang am Eingang dieser Barackenkirche stand das kleine hölzerne Türmchen, in dem nun die alte Glocke aus der Lagerkirche hing.
Da das Seil dazu in dem Windfang hing, benutzten die Ministranten es oft, um sich durch einen leichten Zug an dem Seil "anzumelden". Dann wußte der Pfarrer immer, dass einer seiner Ministranten unterwegs war .
. Ansichten der Barackenkirchen und ihrer Glocke
Im Dezember 1928 wurde mit den Fundierungsarbeiten für die neue (heutige) Kirche begonnen. Ein Grundpfeiler war bereits fertig geworden, als der strenge Winter 1928/29 einsetzte, der erst im April 1929 erlaubte, die Arbeiten fortzusetzen. Trotzdem wurde die Kirche nach nur 6 Monaten Bauzeit fertiggestellt und durch den Bischof Dr. Wilhelm Berning aus Osnabrück am 25. August 1929 der Gottesmutter Maria geweiht, die damit die katholische Tradition der ersten Marienkapelle der Stadt fortsetzte.
Auch für das nun verwaiste "alte Glöckchen" wurde ein neuer Platz gefunden. Sie hing von nun an sichtbar im rechten Glockenfenster der Kirche. Da es auf der anderen Seite dieses Giebels auch ein paralell angebrachtes Fenster gab, kann man wohl davon ausgehen, dass auch hier ein Glockeneinbau geplant gewesen war, für die aber das Geld wohl nicht mehr gereicht hatte.
. Ansichten der Kirche und ihrer alten Glocke
Die Aufhängung der Glocke erfolgte mit einer "Tellerkrone" am stählernen, geraden Joch. Die Glocke hing an einem drehbaren Joch, deren Lager im Mauerwerk des Glockenfensters verankert waren. Mit Hilfe einer Hebelkonstruktion und dem nach unten in die rechte Sakristei führenden Seilzug wurde die Glocke betätigt.
Durch ein zusätzlich eingebautes Gegenpendelgewicht an der Schwingkonstruktion der Glocke gegenüber der Zugseite wurde deren Betätigung erleichtert und das Aufschaukeln der Glocke verhindert.
Die Gussstahlglocke war nicht gerade das, was man ein Klangwunder nennen würde. Ihr Ton war geradezu topfig, kurzatmig und eigentlich miserabel für eine Kirchenglocke. Hinzu kam noch, dass Eisen- und damit auch Gussstahlglocken einen kurzen bzw. sogar extrem kurzen Nachhall haben, was den Klang noch weiter schmälerte. Außerdem war bedingt durch die feste Verankerung der Aufhängung im Mauerwerk, im Inneren der Kirche ein dumpfer Hall beim Läuten hörbar - eine Fehler der auch bei den neuen Glocken der Kirche gemacht wurde. Ohne eine Pufferung bzw. Verhinderung der Schwingungen zum Mauerwerk überträgt sich diese in dasselbe und macht sie innen unangenehm hörbar.
Bruder Heinrich versuchte den Klang der Glocke zu "optimieren" und hatte an dem Klöppel beidseitig Bronzeanschläge montiert. Es brachte sogar etwas und sie "schepperte" nun nicht mehr so sehr. Es blieb aber eine Tatsache, das die Glocke nie den "schönen Klang" einer Bronzeglocke erreichen würde.
Wenn ich den Schlagton dieser Glocke bestimmen müsste, würde ich ihn mit einem zweifach gestrichenem g = g´´ angeben (+/- ½ Ton).
Stahl- oder Eisenglocken sind natärlicherweise auch stark durch Rost gefährdet und haben dadurch auch nur eine begrenzte Lebensdauer von ca. 80 bis maximal 100 Jahre.
Auch in die Glocke der katholischen Kirche hatte der Rost sich bereits tief in das Material eingefressen und so zahlreiche Löcher und Dellen geschaffen.
Im Laufe der Jahre zeigten sich außerdem auch bereits Schäden an der Aufhängung im Mauerwerk des Glockenfensters. Die gerissenen und gebrochenen Mauerziegel und der verwitterte Fugenmörtel wurden dann im Verlauf der Sanierungsarbeiten 2008 bis 2015 mit beseitigt.
. Vom Glockenguss bis zur Glockenweihe
Nachdem die Finanzierung der Glocken durch Spenden aus der Gemeinde gesichert war, konnten am 31. Januar 2014 in Sinn (bei Gießen / Hessen) zwei Glocken von der Firma Rincker gegossen werden.
Die neuen Glocken wurden am 14. Mai 2014 an Ort und Stelle gebracht und auch gleich danach mit der Montage begonnen. Bis zum ersten Glockengeläut dauerte es jedoch noch einige Zeit.
Glocke I: Mariä Himmelfahrt
Die größere der beiden Glocken mit der Nr. 20052, einem Gewicht von 138 kg und dem Glockenton fis´´ - 11 wurde der Gottesmutter Maria geweiht. Sie trägt oben die Inschrift:
AVE MARIA GRATIA (Gegrüßet seist Du Maria)
Es fogt ein Bild der Mondsichelmadonna und darunter zwei weitere Inschriften:
MARIÄ HIMMELFAHRT GÜSTROW 2014
+ + + und die Namen der Stifter dieser Glocke.
STIFTER: GESCHWISTER SYLVIA MARIA UND ROLAND ORGEL
Das Firmenlogo von Rincker befindet sich auf der Rückseite der Glocke.
Glocke II: Niles Stensen
Die zweite, kleinere Glocke mit der Nr. 20053, einem Gewicht von 87 kg und dem Glockenton a´´ - 9 ist dem Seligen Niels Stensen geweiht und trägt oben die Inschrift:
JESUS SIS MIHI JESUS (Jesus sei mir Jesus)
Es fogt ein Bild des "Stensen Herzens" inmitten der Worte:
SELIGER NIELS STENSEN
und darunter eine weitere Inschrift:
MARIÄ HIMMELFAHRT GÜSTROW 2014
+ + + und ebenfalls das Firmenlogo von Rincker auf der Rückseite der Glocke.
. Die neuen Glocken der Kirche
Es gibt aber noch weitere Glöckchen in der Kirche. Die Messglocke, eine kleine Messing-Glocke an der linken Sakristeitür trägt eine Inschrift am oberen Ring:
PATER : NOSTER : IN : CELIS * (Vater unser im Himmel)
und am unteren Ring:
DOMINUS : VOBISCUM : SPIRITU : TUO * (Der Herr sei mit Euch und mit deinem Geiste)
Sie wird zum Beginn der Gottesdienste geläutet.
. Sakristei- und Wandelglöckchen
Die sogenannten Wandelglöckchen gab es bereits in der alten Barackenkirche. Mit ihnen wird während der Messe - damals noch bei der Opferung, Wandlung und Kommunion, heute nur noch zur Wandlung geklingelt (einige meinten immer, es geschah nur, damit die inzwischen "Eingeschlafenen" wieder aufwachen sollten, denn wer verstand schon damals die lateinischen Gebete der Messe). Erst als der "Schott", die deutsche Übersetzung der Meßgebete erschien, konnte man der Liturgie auch besser folgen.
Der Umgang mit den Wandelglocken war eine besondere Kunst, die nicht jeder auf Anhieb konnte und die erst gelernt werden mußte. Das "Schellen" (zuerst war es eine einfache Glocke, dann dreifache, später vierfache Schellen) war deshalb ein besonderes Vorrecht, vor allem an den hohen Festtagen. Da wurde nämlich das "Großer Gott, wir loben Dich" gesungen - mit drei Strophen. Während dieses Liedes wurde nicht nur geklingelt, so laut und kräftig es ging, sondern auch die Glocke geläutet. Doch hinterher waren die Arme lahm und die Knöchel etwas angescheuert. Aber das gehörte einfach dazu .
Ende 1930 wurde erstmals ein "Warmluftheiz Apparat Originalsystem Mahr" in die Kirche eingebaut . Anfangs übernahm das Heizen noch Rudolf Paschen, ein pensionierter Bahnsteigschaffner der im Haus in der Grünen Straße 23 wohnte und ein frommer gläubiger Protestant war. Er hat außerdem mit großer Liebe und Gewissenhaftigkeit das Kirchengrundstück betreut und auch in Ordnung gehalten.
Nach seinem Tod hat das Heizen dann der Hausmeister Karl Tott besorgt. Er wohnte noch nach der Einstellung seines Nachfolgers Erich Gehrmann am 1. Mai 1962 für ein Jahr in Haus, bevor er zu Verwandten nach Sarmsdorf zog und dort auch verstarb .
Erich Gehrmann bekam mit dem Amt des Hausmeisters auch die Wohnung in der Grünen Straße 23 um für Kirchplatz, Garten und Pfarrheim zu sorgen . Seine Frau Elisabeth half in der Gemeindeküche und bei der Kirchenreinigung mit.
Als dann 1974 die Gemeinde selbst das Heizen der Kirche übernehmen mußte, merkte sie erst, wie aufwendig dieses war. Alle 2-3 Stunden mussten Kohlen nachgelegt werden (auch nachts). 1986 wurde die alte Warmluftheizung nochmals durch die Firma Mahr erneuert. Die "Plackerei" in der kalten Jahreszeit mit der Kohleheizung endete aber erst 1992 mit dem Einbau einer modernen Ölheizung .
. Von der Mahr Warmluftheizung bis zur Gasheizung
Im Zuge der Kirchensanierung 2008/09 wurde die Heizung erneut verändert, und auf Gas umgestellt. Der damit freigewordene Ölkeller wurde zum Teil neuer Abstellraum und zum anderen Teil für die Fläche des neu errichteten Beichtraumanbaus genutzt.
Jedes Jahr zum zweiten oder dritten Advent werden in der Kirche die Tannenbäume und die Krippe aufgestellt. Dies hat seit dem Kirchbau 1929 Tradition, wenn auch die Höhe der Bäume im Altarraum im Laufe der Jahre immer mehr zugenommen hat.
Dies gipfelte dann in den 90er Jahren in Büumen die bis an die Decke des Chors reichten, was immerhin 9 Meter Höhe bedeutet.
War die Höhe der Bäume und das Aufstellen dieser "Riesen" das eine Problem, war das Illuminieren das zweite. Zu Spitzenzeiten waren es bis zu 250 Kerzen pro Baum, was auch die Elektroanlage in einen Grenzbereich brachte.
Heute sind es "nur noch 125-150" pro Baum und durch die LED-Technik nicht mehr so belastend, aber vor allem auch nicht mehr so arbeitsintensiv wie bei den älteren Modellen. Hatte man schon zu DDR Zeiten Probleme genug Ersatzlampen zu bekommen, zum Glück hatte der Pfarrer immer Beziehungen in den WESTEN, war es doch recht nervig bei Ausfall einer Lampe, oftmals die Große Holzleiter zu holen und den "Sündenbock" der mit ihr ausgefallenen Kette zu suchen.
Bäume aus dem Wald holen, Abladen, Aufstellen und Illuminieren
Seit vielen Jahren durch die Firma Bühner aus Bresen (b. Laage) treu unterstützt.
Hier können (Dank an Gregor Quella) zwei Videos im Zeitraffer als .mp4 im Download dazu abgerufen werden:
Aufbau der Tannenbäume
Illuminieren der Tannenbäume
Die LED Lampen waren dann nicht mehr ganz so strahlend, aber bei einem Ausfall musste man auch nicht gleich in den Baum klettern.
Aber schöner sah es schon aus, wenn der ganze Chorraum strahlte.
. Krippenansichten im Laufe der Zeit
Mit Worten von Bischof Berning zur Kirchweihe am 25. August 1929 habe ich den Rundgang begonnen und möchte auch mit solchen schließen.
"Arbeit die für Gott und mit Gott verrichtet werde, sei für den Menschen eine Quelle des Glückes und des Segens.
Auch in dieser Kirche soll nichts anderes gepredigt werden als Gottes Wort, das Wort von der Erlösung und von der Barmherzigkeit Gottes.
So werde die Kirche ... ein Quell reichster Gnade, ... [und mein] Wunsch:
Kommt und schöpft recht oft die Gnade aus diesem heiligen Quell" .
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